Rheinradweg bis Basel

Von Fabian
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Velotour
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Als mein Zug von Magdeburg in Frankfurt einfuhr war bereits Nacht. Am Bahnhof trieben sich komische Typen rum, aber zum Glück war mein Hostel gleich um die Ecke. Das Hostel machte auch nicht gerade den besten Eindruck, habe ich mir doch das günstigste Bett in Frankfurt ausgesucht.

Im Zimmer angekommen brannte kein Licht mehr und meine 10 Zimmergenossen schliefen bereits. Ich versucht möglichst leise mein Gepäck zu verstauen, aber ab und zu wachte ein besoffener Russe auf und murmelte etwas vor sich hin. Dieser nette Nachbarn hielt mich dann noch die ganze Nacht mit seinem Schnarchen wach so dass ich am nächsten Morgen noch todmüde war.

Frankfurt – Manhatten von Deutschland

Da ich die letzten zwei Etappen immer wieder Knieschmerzen hatte und es nicht gerade ein Katzensprung mit dem Velo nach Basel ist, ging ich zu einem Arzt, der sich das mal ansieht. Der Arzt war gleich über die Strasse und leicht zu finden. In der Praxis war ein riesen Geschrei weil gerade ein kleiner Junge beschnitten wurde. Da wurde mir auch klar dass ich mitten im Türkenviertel war. Nach kurzer Wartezeit schaute eine Ärztin mein Knie an und meinte es sei alles in Ordnung. Wenn man mehrere Tage über 100 Kilometer Fahrrad fährt dann tut einem irgendwann man das Knie weh.

Viel Verkehr auf dem Main

Einen Zinkverband gabs dann doch noch und ich versprach ihr die Distanz etwas zurückzuschrauben. Den Rest des Tages wollte ich also nicht mehr viele Kilometer zurücklegen und nur noch nach Mainz radeln was etwas 40 Kilometer entfernt liegt. Spontan entschied ich mich noch zu einem Coiffeurbesuch beim Türken und schwang mich dann auf den Sattel.

Hier fliesst der Main (rechts) in den Rhein

Ich kam gut aus der Stadt raus und genoss die gemütliche Fahrt entlang des Mains. Irgendwann floss der Main dann in den Rhein und so war ich pünktlich zur Mittagszeit in Mainz. In der Stadt war gerade ein Markt und ich sah mir noch die Kathedrale an.

Nachdem ich Mainz erkundet habe konsultierte ich Google Maps um einen Campingplatz zu finden. Dort wurde mir ein schöner Campingplatz auf einer kleinen Insel angezeigt. Beim Namen Naturistenbund Rhein-Main kam mir Natur in den Sinn und ich dachte mir nichts böses.

Auf die Insel kam man nur mit einer Fähre und dort angekommen fragte mich der Fährmann wo ich den hin will. Ich sagte ihm ich wolle auf den Campingplatz auf der Insel und er meinte er habe noch nie von einem Camping auf der Insel gehört. Da sei nur ein FKK-Club und er weiss nicht ob mich die reinlassen.

Ich weiss jetzt also auch was Naturistenbund bedeutet und hatte noch einmal Glück gehabt. Er empfahl mir dann einen super Campingplatz direkt am Rhein. Dieser hatte sogar eine Waschmaschine und so verbrachte ich den Rest des Tages mit ausruhen und waschen. Am Abend nahm ich noch ein Bierchen mit einem Kanadier der mit einem Liegevelo unterwegs war und wir tauschten die eine oder andere Geschichte aus.

Der nächste Abschnitt führte mich von Mainz vorbei an Ludwigshafen nach Otterstadt. Die Fahrt war nicht besonders spektakulär, weil besonders in Ludwigshafen viel Industrie und Chemie entlang des Rheins gelegen ist. In Ludwigshafen ist auch der Hauptsitz von BASF, an dem ich sicher 10 Kilometer entlang gefahren bin.

Die Fahrt war zwar nicht der Hammer, aber unterwegs konnte ich mich kurz mit dem WLAN verbinden und meine Prüfungsresultate abrufen. Wär hätte es gedacht ich hatte alles bestanden!

Es war etwas schwierig einen Campingplatz in der Region zu finden, weil die meisten Campingplätze nur für Clubmitglieder sind. Beim Camping in Otterstadt nimmt man aber auch Gäste auf und so konnte ich dort für eine Nacht mein Zelt aufschlagen.

Von Otterstadt fuhr ich weiter dem Rhein entlang bis nach Karlsruhe und plötzlich waren die Strassenschilder französisch und ich war im Elsass angekommen. Die Velowege waren hier um einiges besser als in Deutschland. Sie führten weniger an Strassen mit viel Verkehr entlang und auch die Wegweiser waren viel besser.

Ich radelete noch etwas weiter und fand einen wunderschönen Campingplatz an einem kleinen Teich. Leider war der schon geschlossen aber eine ältere Frau aus dem Ort konnte noch Elsässerdialekt und rief den Besitzer für mich an. So konnte ich doch noch mein Zelt aufstellen und die Sonne war noch genug hoch, dass es für ein kurzes Bad im Teich reichte. Das Essen bereitete ich bei einem malerischen Sonnenuntergang zu und genoss meine letzte Nacht im Zelt (dass es die letzte Nacht wird wusste ich dann noch nicht!).

Am nächsten Tag stand Strassburg auf dem Programm. Die Stadt konnte ich gut über Velowege durch grüne Wälder erreichen und so sah ich schon bald die grossen Gebäude des Europarates. Auch der Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte befindet sich in Strassburg. Ich konnte also endlich mal bei den fremden Richtern vorbeischauen.

Etwas weiter im Zentrum befindet sich die berühmte Altstadt mit dem Münster. Mir wurde Strassbourg als das Venedig von Frankreich angepriesen und das trifft es auch ganz gut (Ich war noch nie in Venedig…). Das Münster war leider geschlossen und darum gönnte ich mir einen Kaffee auf dem Marktplatz und schlenderte ein bisschen durch die alten Gassen.

Kurze Zeit später war ich wieder auf meinem Fahrrad und versuchte aus der Stadt raus zu finden. Dass war nicht ganz so einfach aber als ich beim Rhein-Rohne-Kanal angekommen bin musste ich nichts mehr überlegen.

Der Kanal zieht kerzengerade durch das gesamte Elsass bis nach Mulhouse. Als ich dann kurze Zeit später auf einem Wegweise Bâle angeschriebn sah entschloss ich mich spontan die Strecke bis nach Hause durchzuziehen. Das wären dann insgesamt etwas über 160 Kilometer aber ich kann es ja langsam angehen.

Und so radelte und radelte ich immer dem Kanal entlang bis nach Mulhouse. Die Radwege waren in einem super Zustand und führte durch unberührte Natur ohne Verkehrslärm. Nach Mulhouse ging es vorbei an Maisfeldern und Blumenwiesen bis zum Canal de Huningue. Dort ging es wieder alles gerade durch bis nach Huningue.

Jetzt war es wirklich nicht mehr weit nach Hause, aber die letzten 12 Kilometer hatten es noch richtig in sich. Bei Sonnenuntergang fuhr ich dann bei der Novartis über die Grenze nach Basel.

Jetzt musste ich nur noch weiter ins Gundeli und dabei viel mir gleich auf wie mühsam das Velofahren in Basel im Vergleich zu Frankreich und Deutschland ist. Keine Velowege und Trämlischienen.

Velo fahren macht Spass!

Trotz des Fehlstart in Dänemark hat mir meine Veloreise richtig Spass gemacht und ich habe die zwei Wochen in der Natur sehr genossen. Das wir bestimmt nicht meine letzte Tour bleiben!