Islamisches Sultanat Brunei

Von Fabian

Brunei stand eigentlich nicht auf unserer Liste von Reisezielen, aber alle anderen Flüge von den Philippinen nach Borneo waren sehr teuer. In das streng muslimische Sultanat verirren sich nur wenige Touristen, aber uns kam der günstige Flug gerade richtig. In Brunei wird die Scharia als Gesetz angewendet und ausserdem war noch Ramadan, der heiligste Monat im Islam, weshalb wir mit dem Schlimmsten rechneten.

Schon die Einreisekarte, die im Flugzeug verteilt wurde machte uns stutzig. So mussten wir beispielsweise angeben von welcher race wir waren. Wir waren uns nicht ganz sicher ob damit wirklich Rasse gemeint ist, aber als wir eine Amerikanerin in der Schlange vor dem Zoll fragten, meinte sie wir sollen white angeben. Sie leitet in Brunei ein Fitnessstudio und hatte einige skurrile Geschichten über das islamische Alltagsleben auf Lager.

Die Einreise verlief problemlos und sehr effizient. In der Empfangshalle wartete bereits der Fahrer vom Hotel um uns abzuholen. Wir konnten uns kein Taxi bestellen, weil in Brunei jeder mindestens ein Auto hat und es so in ganz Brunei nur etwas 10 Taxis gibt.

Im Hotel angekommen wurden wir zu unserem Zimmer geführt und machten gleich wiederkehrt, weil es extrem nach Rauch stank. In Brunei war es während des Ramadans verboten in der Öffentlichkeit zu rauchen. Deshalb war der vorherige Gast wohl gezwungen im Zimmer zu rauchen, obwohl es vom Hotel aus nicht erlaubt ist. Als Raucher hat man es also wirklich nicht einfach in Brunei.

Im nächsten Zimmer hatte es leider nur zwei Einzelbetten obwohl wir ein Zimmer für drei Personen gebucht hatten. Nach langem hin und her gaben sie uns noch ein zweites Zimmer und wir konnten endlich ins Bett gehen.

Am nächsten Tag wollten wir zu drei Schiffwracks tauchen, die vor Brunei untergegangen sind. Im Internet hatten wir das Tauchzentrum Poni Divers gefunden und mit ihnen drei Tauchgänge gebucht. Ihr Fahrer holte uns am Morgen früh vom Hotel ab.

Leider gab es im Hotel wegen des Ramadans kein Frühstück, weshalb der Fahrer versuchte ein Frühstück zu finden. Die lokalen Cafés waren natürlich alle geschlossen und selbst internationale Ketten wie McDonalds öffneten erst um 10 Uhr. In Brunei ist während dem Ramadan essen in der Öffentlichkeit verboten und obwohl sich der Fahrer wirklich bemühte konnte er uns kein Frühstück besorgen, nicht einmal eine Flasche Wasser konnten wir finden. Das hiess dann wohl mit leerem Magen tauchen.

Beim Tauchzentrum angekommen wurden wir von einem Engländer begrüsst, der uns gleich mit allem Equipment ausrüstete. Danach hüpften wir schon auf das Tauchboot und fuhren über das wellige Meer hinaus zu den Schiffswracks. Auf dem Weg tauchten am Horizont überall Bohrinseln auf und jetzt wussten wir auch woher Brunei das ganze Geld hatte.

Irgendwo mitten im Meer stoppte das Boot plötzlich und warf den Anker. Der Kapitän hatte sich das Wrack bei seinem GPS eingetragen, sonst wäre es nicht zu finden gewesen. Wir sprangen ins Wasser und versammelten uns bei der Ankerleine. Dann ging es 30 Meter in der Dunkelheit nach unten, bis wir plötzlich ein riesiges gesunkenes Schiff ausmachen konnten. Man konnte nicht wirklich viel sehen, aber die Stimmung da unten war wirklich unheimlich.

Dieses erste Wrack war ein Transportschiff, dass von den Japanern zum Gefangenentransport verwendet wurde. Als es sank waren 300 Frauen im Rumpf des Schiffes angekettet. Natürlich überlebte keiner der Gefangenen und die Skelette sind immer noch da unten, obwohl wir diese nicht zu sehen bekamen.

Nachdem wir wieder aufgetaucht waren, mussten wir eine Stunde warten bis wir das nächste Schiff in Angriff nehmen konnten. Unser kleines Boot wurde so weit draussen im Meer ganz schön durchgeschüttelt und Manuela ging es richtig schlecht. Irgendwie verging aber auch diese Stunde und wir tauchten runter zum zweiten Wrack.

Das zweite Schiff war ein alter Minenräumer der Amerikaner, der von einer Mine dann doch versenkt wurde. Er hat zwar nicht eine ganz so makabre Geschichte wie das letzte Wrack, aber das ganze Deck war mit Patronenhülsen und Mörsergranaten übersäht, was ziemlich beeindruckend aussah. Unser englischer Tauchguide riet uns aber ab eine Patrone nach oben zu nehmen, weil diese aufgrund des Druckunterschiedes gleich explodieren würde.

Das letzte Schiffswrack war wieder ein Transportschiff, welches überladen wurde und dann sank. Hier war die Sichtbarkeit ausgezeichnet, weshalb wir viele Fische und Korallen zu sehen kriegten.

Nach den drei Tauchgängen waren wir völlig erschöpft und froh als wir wieder bei der Tauchstation ankamen. Als es Dunkel wurde gingen wir die Moschee des aktuellen Sultans anschauen. Das wunderschöne Gebäude mit der goldenen Kuppel konnten aufgrund des Ramadans nur von aussen betrachten. Es war aber trotzdem ein imposanter Anblick.

Da es inzwischen bereits dunkel war hatten auch die Restaurants wieder geöffnet und die ganze Stadt erwachte zum Leben. Anders als erwartet waren nicht alle Frauen voll verschleiert, sondern hatten ein normales Kopftuch auf und auch sonst erinnerte das Treiben eher an Malaysia als an einen tiefreligiösen Gottesstaat. Die Stadt war sehr sauber und die Leute waren freundlich und hilfsbereit.

Unsere Vorurteile hatten sich also nicht bestätigt, aber wir wollten trotzdem weiter, weil es noch so viel zu entdecken gibt in Borneo. Zuerst wollten wir auf dem Landweg nach Malaysia einreisen, doch dazu muss man 8 Grenzposten passieren und bei jedem ist die Schlange grösser als beim Vorherigen. Die andere Möglichkeit ist per Schiff auf eine malaysische Insel zu fahren und von dort eine weitere Fähre nach Kota Kinabalu zu nehmen.

Ein Fahrer vom Hotel brachte uns zum Fährhafen, wo wir einen Platz in der Wartehalle versuchten zu ergattern. Die Wartehalle war aber voll mit Arbeitern für die Bohrinseln vor der Küste, weshalb wir in ein Café direkt beim Hafen gingen. Das Café hatte illegal geöffnet und deshalb kamen wir sogar zu einem Frühstück. Mit vollem Magen charterten wir die Fähre und verliessen Brunei Richtung Malaysia.